Von der Armut
Die Dienerin Gottes liebte die Armut außerordentlich. Sie liebte ihre einfachen Verhältnisse, die Entbehrungen, die ihr diese auferlegten, oder vielmehr wünschte sie sich nichts außer dem, was ihr gegeben wurde, und von dem, was sie erhielt, ließ sie für ihren Gebrauch alles weg, was möglich war. Vor der Gründung ihres Institutes machte sie das Gelübde, nichts besitzen zu wollen als mit Zustimmung ihres Beichtvaters das, was unbedingt notwendig war für ihren Lebensunterhalt, alles andere sollte zur Ehre Gottes und zur Erleichterung für Arme verwendet werden, entsprechend der Meinung ihres Beichtvaters.
Mutter Alfons Maria gründete ihr Institut in vollständigster Armut, ohne andere Vorräte als das Vertrauen auf Gott. Oft fehlte es am Notwendigen, aber immer kam rechtzeitig Hilfe. Unser Herr hatte zu Mutter Alfons Maria gesagt: „Ich werde diesem Werk viel Hilfe schicken, aber ich will, dass man mir alles überlässt.“ Auch wollte die Dienerin Gottes, dass der Geist der Armut nicht nur in jedem Mitglied lebendig ist, sondern auch im Institut im Allgemeinen und in seiner Gesamtheit. Kein Haus sollte jemals Rücklagen bilden außer dem, was für eine begrenzte Zeit unbedingt nötig ist; was darüber hinausgeht, soll den Armen gegeben oder für die Gründung weiterer Häuser verwendet werden.
Sie verlangte von ihren Töchtern, dass sie strikteste Armut beobachten; in ihrer Wohnung sollen sie nur das unbedingt Nötige haben, ihre Nahrung soll die der Armen sein, das gilt ebenso für Kleidung und Gebrauchsgegenstände. Unser Herr hatte ihr gesagt, dass die Kongregation so lang leben würde, wie die Armut und die Liebe in ihr geübt werden.
Die Dienerin Gottes regte ihre Töchter oftmals an, die Armut zu üben und sie zu lieben. Sie sagte zu ihnen: „Wo der Geist der Armut nicht herrscht, da gibt es keinen Fortschritt in der Tugend. Ihr werdet Rückschritte machen statt voranzuschreiten: euer Fleisch wird sich durchsetzen gegenüber dem Geist. Weist weit von euch zurück, was dem Geist der Armut widerspricht, und ihr werdet bald eine vollständige Veränderung bei euch erleben.“
Sie gab das Vorbild strengster Armut. Ein Pfarrer, der sie besuchte, berichtet uns: „In dem kleinen Zimmer wohnte Mutter Alfons Maria; diese Zelle war sehr arm.“ Pfarrer Reichard schreibt an Bischof Raess: „Da alle Mitglieder der Kongregation strikteste Armut beobachten sollen, ist es eine Schwierigkeit für die Oberin, den Rosenkranz zu tragen, den Eure Exzellenz gesegnet hat. Nur auf Anweisung Eurer Exzellenz legt sie ihn an.“ Um der ganzen Gemeinschaft eine Lehre zu geben, ließ sie eines Tages in Gegenwart aller ein Buch verbrennen, das eine Schwester unrechtmäßigerweise besaß. Die älteren Schwestern haben dies erzählt: Die Dienerin Gottes lag schon auf dem Sterbebett, sie war im Koma; plötzlich setzte sie sich auf und beschuldigte eine Schwester, die Treppe gewachst zu haben; sie befahl, das Wachs entfernen zu lassen, wie es mündliche überliefert wird.