Der Gehorsam

Der Gehorsam

Die Dienerin Gottes war ihr Leben lang ein Vorbild des Gehorsams. Als Kind übte sie diese Tugend, die ihr Leben prägen wird. Sie verstand, dass der Wille Gottes durch die Stimme ihrer Eltern und ihres Seelenführers spricht. Von da an unternahm sie einen unermüdlichen Kampf gegen den Fehler ihres Temperamentes, und zwar den Starrsinn, der das, was die Gnade Gottes in ihrer Seele gesät hatte, hätte scheitern lassen können. Für sie war die „Spreu“ vor allem ihr eigener Wille, und da sie „eine Heilige werden wollte“, wusste sie, dass sie das nur konnte, wenn sie dabei ihr Urteil unterwirft. Sie wird gehorchen, was es ihr auch immer kosten mag.

Die Dienerin Gottes stellte alle ihre Handlungen unter die Regel des Gehorsams. Sie unterstellt sich gänzlich der Führung von Pfarrer Reichard, von dem sie erkannt hatte, dass dieser von Gott bestimmt war, ihr seinen Willen zu zeigen. Sie legt ihm ihr Inneres offen mit der ständigen Sorge, nichts vor ihm zu verbergen; sie bittet um Rat für alle Einzelheiten ihres Verhaltens. Sie folgt seinen Ratschlägen streng, in den härtesten Leiden und trotz allen Widerstrebens. Später macht sie ein Gelübde „ihrem Beichtvater als Seelenführer und Beichtvater zu gehorchen, ihm gegenüber größte Offenheit ihres Gewissens zu praktizieren, ohne den geringsten Vorbehalt bei allem, was das innere Leben betrifft.“
Pfarrer Reichard konnte bezeugen: „Sie macht alles im Geist des Gehorsams.“ „Eure Exzellenz (Bischof Raess) wissen, dass sie immer unter vollkommenem Gehorsam lebte (…), ich wiederhole und bestätige, dass alles in ihrem Verhalten reiner Gehorsam war, und das mit einer Willigkeit des Geistes und des Herzens, die seit ihrer Kindheit bis heute nie auch nur einen Augenblick nachgelassen hat.“ Sie bat Jesus: „O mein Jesus, gewähre mir, loyal zu sein gegen meinen geistlichen Führer, den du mir gegeben hast. Zeige ihm den Weg, auf dem er mich führen soll, erleuchte ihn über meine Leidenschaften, lege auf seine Lippen die Worte, die er in meine Seele legen soll. Ich will deinen Willen in seinen Worten erkennen.“

Der Gehorsam war immer der Führer des Gewissens der Dienerin Gottes. Ihr Gewissen war so feinfühlig, dass sie seit ihrem frühesten Alter die geringste Abweichung von den eigenen Vorsätzen in Furcht versetzte, Gott zu beleidigen. Sie überwand die Versuchung, und wenn es geschah, dass sie ihren Eltern nicht gehorchte, wie gering das auch war, legte sie sich sofort eine Buße auf. Sie behielt diese Feinheit des Gewissens dem Gehorsam gegenüber bei, sowohl gegen Pfarrer Reichard als auch gegen Bischof Raess. In der Verfolgung ihres eigenen Sinnes war sie heroisch.  „Was für eine mächtige Waffe ist der Gehorsam“, sagte sie „um den Bösen zu bekämpfen. Man stärkt dann den Kampf mit Mut, das Gesicht heiter, im Herzen Freude. Man fühlt sich gestärkt, geführt im Kampf, man fürchtet nicht die Schläge, die in Sackgassen führen, die gefährlichen Entwicklungen. Der Sieg ist gesichert.“

Mutter Alfons Maria hielt die Regel ihres Instituts ein. Pfarrer Reichard konnte bezeugen: „Sie ist wie die lebendige Regel. Sie beobachtet die Vorschriften des Instituts mit absoluter Genauigkeit und hält sich vorzugsweise an die strengsten Praktiken und an die, die ihrer Natur am meisten wiederstreben.“ Sie ist unerschütterlich in ihrem Gehorsam. Die Dienerin Gottes musste mit Heldenmut kämpfen, um den Geist der Kongregation zu bewahren, wie sie ihn durch Eingebung von oben empfangen hatte, hauptsächlich in der Krise, die ausbrach mit den Häusern in Wien, Ödenburg / Sopron und Würzburg.

Sie lehrte ihre Töchter den heroischen Gehorsam, den sie selbst geübt hatte, der darin besteht, den Gleichgestellten und den Untergebenen zu gehorchen. Sie sagte: „Für die zeitlichen Dinge soll die Seele in allem, was nicht gegen die Gebote Gottes ist, dem Willen des anderen den Vorzug geben, hauptsächlich, wenn etwas der Natur unangenehm ist. Ihr dürft nicht glauben, meine Kinder, dass es genügt, wenn ihr den Willen eurer Oberin erfüllt; ihr sollt bereit sein, auch in den geringsten Dingen den Willen eurer Mitschwestern zu tun, mögen diese auch jünger sein oder weniger gebildet als ihr, und wenn ihr anderen etwas befehlen müsst, sollt ihr euch noch bemühen, ihren Willen zu tun wie den euren.“ „Ihr sollt denken, dass Gott selbst euch um dies oder jenes bittet. O glückliche Seele, die nichts aus eigenem Willen macht, sondern nur nach dem anderer. Die Verdienste vor Gott sind groß.“