Der Geist, in dem man die Nächstenliebe üben soll

Der Geist, in dem man die Nächstenliebe üben soll

In der Ersten Regel gibt es einen Absatz, der das tiefe Denken von Mutter Alfons Maria über das wahre Fundament der Nächstenliebe offenlegt: „Damit man ein gutes Werk mit Eifer verrichtet und es in den Augen Gottes verdienstvoll ist, muss man es aus Liebe zu Gott vollbringen. Ohne diese Absicht ist alles leer und kalt, denn jedes natürliche Motiv, das dazu antreibt, Gutes zu tun, ist schwach und kann keine übernatürlichen Verdienste erwirken. ‚Wenn ich alles Gute tue‘, sagt der heilige Paulus, ‚aber keinen Glauben habe, bin ich wie tönendes Erz, wie eine klingende Schelle‘ (1 Kor 13,1), und der heilige Johannes sagt: ‚Wer nicht liebt, bleibt im Tod‘ (1 Joh 3, 14). Die Liebe, von der die beiden Apostel als Motiv für Wohltätigkeit sprechen, ist nicht nur die Liebe zum Nächsten, sondern auch die Liebe zu Gott; die Nächstenliebe und die Gottesliebe bilden ein Ganzes, eines kann nicht vom anderen getrennt werden. Die Liebe zum Nächsten muss immer die Liebe zu Gott zum Fundament haben, der Nächste muss wegen Gott geliebt werden.“

Die Nächstenliebe fand bei der Dienerin Gottes Nahrung in der bedingungslosen Liebe zu Gott. Sie dachte unaufhörlich daran, im Namen der Gottesliebe zum Heil von Leib und Seele beizutragen. Der Wunsch, dem Nächsten zu Gutem zu verhelfen und ihm Gott, das Höchste Gut zu schenken, ist von ihrer frühen Kindheit zu erkennen, und sie fährt ihr ganzes Leben lang damit fort, ihn unter vielfachen Formen zu erfüllen. Sie erklärt sich bereit, dafür nicht nur jedes zeitliche Gut sondern selbst ihr Leben hinzugeben, und alles zu erleiden, was Gott zulässt.