Bezeugung und Ausdrucksformen der Tugend der Hoffnung

Bezeugung und Ausdrucksformen der Tugend der Hoffnung

Von ihrer Kindheit an wandte sie sich an Gott, um ihm Fragen über ein Leben der Vollkommenheit zu stellen. Als sie eine Ordensfrau vorbeigehen sah, sprach sie ihren Wunsch in Form eines Gebetes aus: „Guter Gott, gewähre mir die Gnade, dir eines Tages so dienen zu können wie diese Schwester.“ Schon als Kind sagt sie immer wieder zu Gott: „Ich will dich lieben… Nicht wahr, lieber Gott, du schenkst mir die Gnade, dich zu lieben.“
Sich ihrer Schwachheit vor Gott bewusst, gesteht sie ihre Unwürdigkeit ein und richtet sich an Gott: „Wer bin ich, o mein Gott, dass du mich für würdig erachtest, mich zu besuchen und in mir zu bleiben?“ Aber sie war so bewegt, so durchdrungen von der Güte und Barmherzigkeit des Heilandes, dass sie fest hoffte, er werde durch seine Gnade ausgleichen, was an der Bereitschaft ihres Herzens mangelhaft war.

In bedeutendem Maß kam die Tugend der Hoffnung mitten in sehr verschiedenartigen Schwierigkeiten zum Ausdruck.
Während der Zeit der Trockenheit, die die Dienerin Gottes in ihrer ersten Krankheit erlebte, beunruhigte sie die Vorstellung, dass alle ihre bisherigen Frömmigkeitsübungen, nicht so gut waren, wie es notwendig wäre, damit sie verdienstvoll sein konnten, dass sie vielmehr in den Augen Gottes Sünden waren. Sie stellte sich vor, zurückgewiesen, gehasst und verflucht zu sein und dass sie sich daher ihres Heiles nicht mehr sicher sein könne. In ihrer großen Bedrängnis bemühte sie sich, Gott wieder näher zu kommen und sagte: „Wenn du dich auch von mir zurückgezogen hast, werde ich doch nicht von dir ablassen. Ich will nichts tun, was dir missfällt.“ Gequält von Zweifeln an der Güte und Barmherzigkeit Gottes wandte sie sich an Jesus: „O mein Jesus, ich glaube an dich; ich hoffe auf dich und ich möchte dich lieben.“ Und sie erweckte Akte des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe.
Bei der Gründung der Kongregation machten ihr oft ihre Armseligkeit und ihre Schwächen Angst. Pfarrer Reichard stellt das fest und sagt: „…Sie war ständig völlig überzeugt, dass man alles, was den Orden betrifft, ganz dem heiligen Willen Gottes überlassen muss, sie versenkt sich im Gebet in das Göttliche Herz, um Gott zu bitten… Sie erwartet unablässig die Hilfe Gottes, im Vertrauen auf seine Barmherzigkeit.“ Dieses Vertrauen übermittelt sie auch den anderen. Pfarrer Reichard sagt in einem Brief an Bischof Raess: „Sie vertraut nur auf die göttliche Barmherzigkeit, dieses gleiche Vertrauen teilt sie dem mit, mit dem sie spricht“.
Das Vertrauen auf Gott in schwierigen Dingen war eines der wesentlichen Charakteristik ihrer hohen Tugend. Trotz Schwierigkeiten jeder Art hielt sie aus im Vertrauen und im Gebet. Sie machte sogar das Gelübde, nirgends Trost zu suchen als bei ihrem göttlichen Bräutigam. „O mein Jesus“, sagte sie „ich will alles tun, was du von mir verlangst, aber komm du mir immer zu Hilfe mit deiner Gnade, auf dich setze ich mein Vertrauen.“ Sie widerstand im Vertrauen den heftigen Angriffen des Bösen. Die Unterweisungen an ihre Töchter sind voll von Ermahnungen zum Vertrauen: „Setzt euer Vertrauen auf die göttliche Barmherzigkeit und auf die alleinigen Verdienste Jesu Christi, unseres göttlichen Erlösers.“