Inhalt des Glaubens: Wahrheiten, die zu glauben sind
Tief und beharrlich hält die Dienerin Gottes an der Lehre der katholischen Kirche fest. Sie stammt aus einer Familie, die dafür gekämpft hat, in einer protestantischen Umgebung ihren Glauben zu bewahren, und sie schätzt ihr Glück, katholisch zu sein. „Während meiner Krankheit (mit 17 Jahren), als mich Protestanten besuchen kamen, haben sie mir Leid getan, da sie nicht in der Wahrheit sind. Ich habe damals dem Herrn dafür gedankt, dass er mich von katholischen Eltern geboren werden ließ. ,O, wie glücklich bin ich doch´, habe ich oft gesagt, ,ein Kind der wahren Kirche zu sein´.“
Mit lebhaftester Aufmerksamkeit folgte sie dem Katechismusunterricht von Pfarrer Reichard, zu dem sie größtes Vertrauen hat. Der Inhalt ihres Glaubens entspricht dem, was sie gelernt hatte: Gott und die Vorsehung, Jesus Christus als Erlöser durch seinen Tod am Kreuz, die Jungfrau Maria, die Heiligen, die Sakramente, besonders die Eucharistie, die übernatürliche Bestimmung des Menschen, die Schwere der Sünde, die Vortrefflichkeit von Tugenden.
Die Dienerin Gottes verehrte die Heiligste Dreifaltigkeit sehr. Oft wiederholte sie im Lauf des Tages den Lobpreis: „Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist“.
In ihrem Verlangen, etwas von Gott zu erfahren, wendet sich die Dienerin Gottes seit frühester Kindheit spontan an Gott, um von ihm Rat, Hilfe und Schutz zu erbitten. Sie macht das, wenn sie ihren Weg sucht, wenn sie ihre Hilflosigkeit erkennt, wenn sie das Bedürfnis spürt, Gott für empfangene Gnaden zu danken. „Lieber Gott, lass mich doch auch so fromm werden wie diese Personen und bewirke, dass ich so innig beten lerne wie sie!“ „Sieh, mein göttlicher Bräutigam, wie sehr ich mich nach dir sehne; nimm doch mein Herz völlig in Besitz und zeige mir, wie ich mich am innigsten mit dir vereinen kann.“
Jesus Christus nimmt einen zentralen Platz im geistlichen Leben der Dienerin Gottes ein. Schon im Alter von fünf Jahren ist sie tief bewegt, wenn man vor ihr vom Leiden Christi spricht. Mit zehn Jahren hinterlässt eine Unterweisung von Pfarrer Reichard bei ihr Spuren für das Leben: „Diese Worte hatten einen solchen Eindruck auf mich gemacht, dass ich am ganzen Leib zitterte. Mein Blick blieb auf den Herrn Pfarrer geheftet, und es kam mir vor, dass ich in ihm das Bild des leidenden Heilandes sehe“. Kein Unterricht, sagt sie, sprach sie so an wie der von der Passion, denn darin fand sie die Liebe Jesu zu uns. Seit sie zehn Jahre alt war, hatte sie sich angewöhnt, während der Messe das Leiden unseres Herrn zu verfolgen; manchmal war sie davon so ergriffen, dass sie deshalb am ganzen Körper zitterte. Sie suchte die Einsamkeit, um die Passion besser zu betrachten. Schon als Mädchen sucht sie ihre Gefährtinnen zu dieser Andacht anzuregen. Aber vor allem richtet sie diese Unterweisung eindringlich an ihre Töchter. Sie kommt unablässig darauf zurück. Unser Herr hatte ihr geboten, ihren Töchtern zu sagen, sie sollen jeden Tag sein Leiden betrachten, auch die Erste Regel legte das schon fest. Die Dienerin Gottes gibt ihnen eine Betrachtungsmethode an, man kann nicht daran zweifeln, dass es ihre eigene war: Sie nahm ein Kruzifix und öffnete ihr Herz für den Eindruck der Gnade, dabei ging sie von einer Wunde zur anderen, sie stellte sich verschiedene Fragen, um zu ergründen, wie viel der Herr gelitten hat und wie groß seine Liebe zu uns ist. Ihre Seele wurde dabei so tief bewegt, dass sie gewissermaßen die Leiden der Passion spürte, sie wurden zu ihren Leiden. Gefühle der Dankbarkeit, der Reue und der Liebe erfüllten sie manchmal ganze Tage lang. „Die Eindrücke, die sie zu Füßen des Kreuzes empfing, wurden nicht mehr aus ihrem Herzen ausgelöscht. Mitten in ihren Beschäftigungen im Elternhaus und auf den Feldern hatte sie beständig den gekreuzigten Jesus vor Augen, den leidenden Jesus, Jesus, der für die Sünden der Welt stirbt.“
Ganz besonders verehrte die Dienerin Gottes Maria. Mit drei Jahren lernt sie das Ave Maria, und sie wiederholt es wie einen Refrain. Ab da wandte sie sich bei jeder Gelegenheit an Maria. „Kein Unterricht“, sagt sie, „sprach mich so an wie der von der Passion und der über die Jungfrau Maria.“ Sie war damals acht Jahre alt. „Gegrüßt seist du Maria, Mutter Gottes, bitte für mich armes Kind.“ Ihre größte Freude war es, von der Jungfrau Maria sprechen zu hören, nur fürchtete sie, dass sie nicht gut verstehen könnte, was sie hörte. Mit 14 Jahren wiederholt sie unablässig das Salve Regina. Sie fasst den Entschluss, Maria in allem nachzuahmen, vor allem ihr Schweigen, ihre Einfachheit. „Ich stellte mich stets unter den Schutz der guten Mutter Gottes. Sie vertraute ihr ihre Jungfräulichkeit an: „Durch deine heilige Jungfräulichkeit und deine unbefleckte Empfängnis, o reinste Jungfrau, mache mein Herz und mein Fleisch rein.“ „O Maria, ich will dich nachahmen, ja, ich will es, ich will deine Tugenden nachahmen. O Maria hilf mir! O Maria, steh mir bei, ich will auch Jungfrau bleiben, ich will deine Tugenden nachahmen!“
Sie verbreitet die Verehrung der Mutter Gottes durch das Rosenkranzgebet, sie erreicht bei Pfarrer Reichard, dass man in der Pfarrkirche an Sonn- und Feiertagen zur Wiedergutmachung für die Beleidigungen Gottes, die an diesen Tagen begangen werden, den Rosenkranz betet. In ihren Extasen sieht sie Maria als Mittlerin, sie lernt, dass alles durch Maria gerettet wird und dass sich ihre Verehrung ausbreitet. Sie empfängt von Maria Unterweisungen; was sie davon weitergibt, ist wunderbar und sehr tröstlich. Die von der Dienerin Gottes gegründete Kongregation wurde dem Herzen Jesu und dem Herzen Marias geweiht. Groß war die Freude der Dienerin Gottes bei der Verkündigung der Dogmas der Unbefleckten Empfängnis, das sie acht Jahre früher vorhergesagt hatte. An diesem Tag war das Kloster wunderschön geschmückt.
Unter den anderen Heiligen verehrt die Dienerin Gottes besonders den heiligen Josef, in dem sie einen kompetenten Beschützer sieht, als sich Schwierigkeiten zeigen, die wegen fehlender finanzieller Mittel sogar die Existenz der Kongregation bedrohen. Große Verehrung bringt sie der heiligen Theresia von Avila entgegen, die sie oft anrief, „um durch ihre Fürbitte die Gnade zu erhalten, Gott so sehr zu lieben, wie sie ihn geliebt hat, und die körperlichen und seelischen Leiden, die Gott ihr schicken will, wie sie zu ertragen.“ Sie rief auch den heiligen Alfons von Liguori an, den sie als Leitbild für das geistliche Leben und als Fürsprecher für die Kongregation betrachtet. „Nach der Seligsten Jungfrau war es der heilige Aloisius von Gonzaga, den sie am meisten verehrte und den sie sehr oft anrief. Sie hatte eine Vorliebe für diesen Heiligen wegen seiner evangeliumsgemäßen Reinheit.“
Was die Sakramente betrifft, zeigte die Dienerin Gottes immer Gefühle inniger Verehrung für das Allerheiligste Sakrament des Altares. Schon als Kind war sie stark zum Besuch der Kirche hingezogen. Sie ging langsam an der Tür des Heiligtums vorbei und wiederholte dabei: „Gelobt und gepriesen sei das Allerheiligste Sakrament des Altares.“ Sie sehnte sich innig nach dem Glück, die heilige Kommunion zu empfangen. „O mein Jesus“ sagte sie, „wann kommt der Moment, da ich dich empfangen kann! O, wie werde ich mich dann vor dir niederwerfen und dich anbeten können.“ Nach ihrer Erstkommunion war ihr Verlangen nach der heiligen Kommunion so groß, dass sie ihren Beichtvater bat, ihr zu erlauben, alle acht Tage zu kommunizieren. Im Geist blieb sie immer beim Tabernakel. Pfarrer Reichard konnte sagen: “Mitten in ihren Beschäftigungen stellte sie sich so lebhaft den Altar vor, die Hostie, den Kelch und die heiligen Zeremonien, sie vereinigte sich so innig in ihrer Absicht und im Gebet mit dem Priester und seinen Assistenten, dass sie überall, wo sie war, geistlich kommunizieren konnte, wie wenn sie als Person am Messopfer teilgenommen hätte.“ Im Lauf ihrer ersten Krankheit „fühlte sie den innigen Wunsch, öfter die heilige Kommunion zu empfangen, als einziges Mittel, das ihr Kraft geben könnte, sich selbst zu verleugnen und ganz auf ihren eigenen Willen zu verzichten, um nur zu tun, was Gottes Wille ist“; der Pfarrer gewährte das. Wieder gesund geworden, erlebte sie es als immer neue Gnade, an der heiligen Messe teilnehmen und kommunizieren zu können. Die Dienerin Gottes betete viel und ließ viel beten vor dem Heiligsten Sakrament. Sie selbst verweilte stundenlang in Anbetung. In Gemeinschaften mit mehr als 40 Schwestern führte sie die Ewige Anbetung ein. In kleineren Gemeinschaften oder solchen ohne Kapelle sollte jede Schwester jeden Tag eine Stunde Anbetung halten. Sie sagte zu ihren Töchtern: „Ihr sollt besonders dem Heiligsten Sakrament große Verehrung erweisen. Wenn ihr im Haus seid, sollt ihr daran denken, dass ihr nahe bei Jesus seid. Ich lege euch nahe, keinen Lärm zu machen. Ich leide, wenn ich bemerke, dass man dem Heiligsten Sakrament gegenüber so gleichgültig und so wenig ehrerbietig ist.“